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hätte sie einen Spazierstock verschluckt, denn Mr. Burkes Benehmen hatte sie verwirrt und empört. Und sie hatte ihn immer für so sympathisch und zuverlässig gehalten! Auf geradem Weg ging sie zum Telefon und rief, wie sie versprochen hatte, Margaret Haven an. Burke mixte sich einen Highball und trank ihn ohne Genuss. Dann ließ er sich unter einer heißen Dusche gründlich einweichen und rasierte sich behutsam. Zu müde und elend, um sich noch Sorgen wegen seiner Probleme zu machen, kroch er ins Bett und schlief auf der Stelle ein. Kurz nach Anbruch der Dämmerung erwachte er und lauschte im Liegen den morgendlichen Geräuschen: dem Surren der Autos, die vereinzelt unten vorbeifuhren, einem fernen Wecker, der abrupt zum Schweigen gebracht wurde, dem Tschilpen der Spatzen: alles so normal, dass ihm seine Mission absurd und fantastisch erschien. Und doch die Nopal existierten wirklich. Er konnte sie wie riesige Moskitos mit großen Augen durch die kühle Morgenluft treiben sehen. Fantastisch mochten die Nopal sein, aber absurd waren sie mit Sicherheit nicht. Laut Pttdu Apiptix hatte er nicht einmal zwei Wochen Gnadenfrist. Danach würden die Nopal das überwinden, was ihn jetzt noch schützte, und er würde erneut ein Chitumih sein& Burke erschauerte und setzte sich rasch auf der Bettkante auf. Er würde ebenso kalt und hart werden wie die Xaxaner. Er würde jede nur erdenkliche Anstrengung unternehmen, um nicht erneut infiziert zu werden. Er würde niemanden verschonen, nicht einmal& die Türglocke läutete. Burke wankte zur Tür, machte sie vorsichtig auf und sah das Gesicht, das zu sehen er gefürchtet hatte. Margaret Haven stand ihm gegenüber. Burke konnte es nicht ertragen, den Nopal anzuschauen, der sich an ihren Kopf klammerte. »Paul«, sagte sie mit rauer Stimme, »was um alles in der Welt ist mit dir los? Wo bist du gewesen?« Burke nahm ihre Hand und zog sie in das Apartment. Mit bleischwerem Herzen fühlte er, wie ihre Finger ganz starr wurden und sich verkrampften. »Mach uns Kaffee«, sagte er. »Ich zieh mir nur eben was über.« Ihre Stimme verfolgte ihn bis ins Schlafzimmer. »Du siehst aus, als seist du auf einer Sauftour gewesen.« »Nein«, sagte er. »Ich hatte nur ein paar, wollen wir mal sagen, bemerkenswerte Erlebnisse.« Fünf Minuten später gesellte er sich wieder zu ihr. Margaret war groß und langbeinig, und ihre Bewegungen hatten etwas auf attraktive Weise jungenhaft Kantiges an sich. In einer Menschenmenge fiel Margaret bestimmt nicht auf. Aber als Burke sie jetzt so anschaute, dachte er, dass er noch nie eine Frau gekannt hatte, die ihn mehr angesprochen hätte. Ihr Haar war dunkel und ungebärdig, der Mund breit mit einem keltischen Zug um die Winkel herum, und ihre Nase war seit einem Autounfall in ihrer Kindheit ein wenig schief. Aber all dies zusammen ergab ein Gesicht von verblüffender Lebendigkeit und Ausdruckskraft, in dem sich jede Gefühlsregung klar wie Sonnenlicht zeigte. Sie war vierundzwanzig Jahre alt und arbeitete in einer Abteilung des Innenministeriums, deren Funktion ihm bis heute noch nicht ganz klar geworden war. Burke wusste, dass sie ohne jede Bosheit war und so unschuldig wie ein neugeborenes Kätzchen. Sie musterte ihn mit verwundert gerunzelter Stirn. Burke begriff wohl, dass sie eine Erklärung für seine Abwesenheit erwartete, aber so sehr er es auch versuchte, wollte ihm doch keine überzeugende Geschichte einfallen. In all ihrer Arglosigkeit bemerkte Margaret doch jede Falschheit bei anderen augenblicklich. Und so stand Burke im Wohnzimmer, trank Kaffee und brachte es nicht fertig, Margaret in die Augen zu sehen. Schließlich, in einem Versuch, entschieden zu wirken, sagte er: »Ich bin fast einen Monat weg gewesen, aber ich kann dir nicht sagen, wo ich war.« »Kannst du oder willst du nicht?« »Ein wenig von beidem. Es geht um etwas, das ich geheim halten muss.« »Regierungsangelegenheiten?« »Nein.« »Du bist doch nicht in Schwierigkeiten?« »Nein, nicht von der Art, an die du denkst.« »Ich hatte an nichts Besonderes gedacht.« Burke ließ sich verstimmt in einen Sessel fallen. »Ich bin nicht mit einer Frau weggewesen und habe auch keine Drogen geschmuggelt.« Sie zuckte die Achseln und nahm ihm gegenüber auf der anderen Seite des Zimmers Platz, von wo aus sie ihn mit einem scharfen, leidenschaftslosen Blick musterte. »Du hast dich verändert. Ich begreife noch nicht ganz, warum oder wie , aber du hast dich verändert.« »Ja. Ich habe mich verändert.« Schweigend tranken sie ihren Kaffee. Nach einiger Zeit fragte Margaret: »Was, was wirst du jetzt tun?« »In meinen Job kehre ich nicht zurück«, sagte Burke. »Ich reiche noch heute mein Abschiedsgesuch ein, wenn ich nicht sowieso schon gefeuert worden bin& Und das erinnert mich an « Er hielt abrupt inne. Er hatte sagen wollen, dass er hundert Kilogramm Gold im Kofferraum seines Wagens hatte, im Wert von grob geschätzt hunderttausend Dollar, und dass er hoffte, sie seien inzwischen nicht gestohlen worden. »Wenn ich nur wüsste, was eigentlich nicht in Ordnung ist«, sagte Margaret. Ihre Stimme war ruhig, aber ihre Finger zitterten, und Burke wusste, dass sie den Tränen nahe war. Ihr Nopal schaute seelenruhig zu, und seine Gefühle zeigten sich in nichts außer einem langsamen Pulsieren seiner Stacheln. »Es ist alles nicht mehr so, wie es früher war«, flüsterte sie, »und ich habe keine Ahnung, warum. Ich bin völlig durcheinander.« Burke holte tief Atem. Er schloss seine Hände hart um die Armlehnen des Sessels, stemmte sich in die Höhe und ging zu ihr hinüber. Ihre Blicke trafen sich. »Willst du wissen, weshalb ich dir nicht erzählen kann, wo ich gewesen bin?« »Ja.« »Weil du mir nicht glauben würdest«, sagte er langsam. »Du würdest mich für wahnsinnig halten und mich einsperren lassen und ich will nicht in der Klapsmühle landen.« Margaret antwortete nicht sofort. Sie schaute weg, und Burke konnte an ihrem Gesicht ablesen, dass sie erschrocken darüber nachdachte, ob Burke nicht vielleicht wirklich verrückt sei. Paradoxerweise gab ihr dieser Gedanke^ Hoffnung: Paul Burke, der Wahnsinnige, war nicht länger der geheimnisvolle, verschlossene, düstere, hasserfüllte Paul Burke, und sie erwiderte seinen Blick mit neu erwachter Hoffnung. »Fühlst du dich eigentlich wohl?«, erkundigte sie sich zögernd. Burke nahm ihre Hand. »Mir geht es rundherum gut, und ich bin auch völlig normal. Ich habe einen neuen Job. Er ist ungeheuer wichtig und wir können uns nicht mehr treffen.« Sie entriss ihm ihre Hand. Blanke Abscheu blitzte aus ihren Augen, eine Widerspiegelung jenes Hasses, der ihm auch aus den Kugelaugen des Nopal entgegenstarrte. »Na gut«, sagte sie mit belegter Stimme. »Ich bin froh, dass du so empfindest- ich tue es nämlich auch.« Sie wandte sich um und stürzte aus dem Apartment. Burke trank nachdenklich seinen Kaffee und ging dann zum Telefon. Sein erster Anruf ergab, dass Dr. Ralph Tarbert schon nach Washington in sein Büro gefahren war. Burke goss sich eine neue Tasse Kaffee ein und rief nach einer halben Stunde in Tarberts Büro an. Die Sekretärin notierte sich seinen Namen; zehn Sekunden später ertönte Tarberts gemessene Stimme aus der Hörmuschel. »Wo zum Donnerwetter bist du gewesen?« »Das ist eine lange, bittere Geschichte. Bist du sehr beschäftigt?« »Nichts Umwerfendes. Warum?« Hatte sich Tarberts Tonfall verändert? Konnte sein Nopal einen Tauptu über fünfzehn Meilen Stadt hinweg
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