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»Deine Schwester springt«, sagte Leo tadelnd und deutete auf Piper. Phoebe blieb überrascht stehen. »Wie bitte?!« »Okay, ich geb s zu«, seufzte Piper ein wenig schuldbewusst. »Es war total unheimlich aber auch lustig. Ich war im Wohnzimmer und dann dachte ich an die Küche und im nächsten Augenblick Bumm! stand ich hier!« »Wow, das ist cool!« Phoebe blickte ihre ältere Schwester fasziniert an. Leo schüttelte ungläubig den Kopf. »Mal abgesehen davon, dass das Springen zu den Kräften eines bösen Hexers gehört!« »Na und?«, fragte Phoebe trotzig. »Sie versuchen doch andauernd, unsere Kräfte zu stehlen jetzt haben wir zur Abwechslung mal etwas von ihnen!« Piper nickte zustimmend. »Versuch es doch auch mal, Phoebe.« Phoebe grinste verschwörerisch. »Was muss ich tun? Einfach daran denken?« - 195 »Und springen!« Piper nickte. Im nächsten Augenblick war Phoebe verschwunden. Piper grinste den fassungslosen Leo kurz an und war dann ebenfalls weg. Fast gleichzeitig tauchten die beiden Schwestern im Wohnzimmer wieder auf. Sie lächelten sich an. »Fang uns doch, Leo!«, rief Piper. Sekunden später stürmte Leo ins Wohnzimmer. Phoebe strahlte. »Hast du das auch schon mal probiert, Leo? Der absolute Kick!« Leo hob beschwörend die Hände. »Begreift ihr überhaupt, wie ernst das alles ist? Ihr springt, und das Buch verändert sich.« Piper schüttelte ungeduldig den Kopf. Leo konnte manchmal so ein Spielverderber sein. Und diesen Spießer wollte sie wirklich heiraten? »Vielleicht springen wir ja wegen des Buches«, sagte sie. »Nein«, rief Leo fast verzweifelt. »Das Buch verändert sich wegen euch. Es ist ein Teil von euch!« »Mmmhhh.« Piper setzte ein nachdenkliches Gesicht auf. »Ich sollte mir deswegen Sorgen machen. Aber weißt du was? Ich tu s nicht!« Tatsächlich fühlte sie sich großartig. Und sie konnte dem Gesicht ihrer Schwester ansehen, dass es ihr ebenso ging. »Das ist genau das, was ich befürchtet hatte«, sagte Leo beschwörend. »Wer immer Prue in seiner Gewalt hat, dehnt seine Macht jetzt auf euch aus.« Phoebe baute sich vor Leo auf. Ihr künftiger Schwager ging ihr schon jetzt auf die Nerven. »Okay, Leo«, sagte sie, »dir mag das ja nicht passen, aber mir gefällt es, Gedanken wahr werden zu lassen. Überleg doch mal, wie viel Zeit wir sparen, wenn wir nicht mehr auf diese dummen Beschwörungen angewiesen sind!« Leo schüttelte verzweifelt den Kopf. »Piper, Phoebe ihr müsst dagegen ankämpfen!« Die Türglocke läutete. - 196 »Oder wir öffnen erst mal die Haustür!« Piper ließ Leo stehen und ging zur Tür. »Bitte, denkt doch an Prue und hört auf damit!«, rief Leo. Tatsächlich blieb Piper stehen und fuhr herum. »Sag mir nicht, was ich zu tun habe!«, zischte sie. Dann ging sie weiter zur Tür, als die Glocke zum zweiten Mal läutete. Beschwörend wandte sich Leo zu Phoebe. »Ich brauche deine Hilfe«, sagte er leise. Phoebe blickte ihn mit Unschuldmiene an. »Ich bin es so leid, Menschen zu helfen«, sagte sie nur. In diesem Augenblick öffnete Piper die Haustür. Das hatte noch gefehlt, dachte Leo. Ms. Wilson und Mr. Schulz traten ein. Die Hochzeitsplaner. Die beiden strahlten Piper überschwänglich an. »Wir sind ja so froh, dass sie zu Hause sind«, setzte Ms. Wilson an. »Wir haben ein paar neue Entwürfe für die Blumendekoration, die Sie sich unbedingt ansehen müssen.« »Das ist jetzt gerade kein guter Zeitpunkt«, versuchte Leo die beiden Planer hinauszukomplimentieren, aber Piper warf ihm einen bösen Blick zu. »Die beiden sind herzlich willkommen, Leo.« Ms. Wilson war es offensichtlich gewohnt, Spannungen zwischen dem zukünftigen Brautpaar zu ignorieren. »Ich habe die Speisefolge für das Dinner überarbeitet, Piper, und Sie werden begeistert sein. Wir werden & « »Ich will Schweine im Speckmantel«, sagte Piper trocken. Ms. Wilson und Mr. Schulz blickten sich ratlos an. Dann lachten sie gleichzeitig und gekünstelt los. »Es ist schön, eine Braut zu sehen, die so kurz vor dem großen Tag ihren Humor noch nicht verloren hat«, sagte Misses Wilson. Piper schüttelte nur den Kopf. »Nein, ich will Schweine im Speckmantel.« - 197 Ohne groß über die Konsequenzen nachzudenken, hob Piper die Hände und machte eine fast achtlose Bewegung. Mr. Schulz erstarrte, als ihn der Zauber traf. Die Augen begannen sich bereits zu verändern. Seine Nase verzerrte sich zu einer Schweineschnauze. Dann schrumpfte sein ganzer Körper zusammen, bis nur noch ein kleines, rosiges Ferkel neben der schockierten Ms. Wilson stand. Das Tier trug einen schäbigen, speckigen Mantel und begann aufgeregt zu grunzen. Ms. Wilson schrie auf. Piper genoss den Augenblick. Es war ein großartiges Gefühl, einfach zu tun, was einem in den Sinn kam. Phoebe schüttelte mitleidig den Kopf und deutete auf Ms. Wilson. »Die Gute scheint schreckliche Angst zu haben«, sagte sie. Piper dachte kurz nach. »Weißt du, mir ist sie schon immer wie eine kleine Eisprinzessin vorgekommen«, sagte sie dann. »Oh, was für eine großartige Idee!« Phoebe klatschte aufgeregt in die Hände. Mit einer weiteren Handbewegung verwandelte Piper die immer noch kreischende Ms. Wilson in eine Eisfigur. Das Schreien verstummte augenblicklich. »Na, das ist doch mal eine ganz neue Idee, um Leute zum Schweigen zu bringen!«, freute sich Piper. Leo hatte alles fassungslos beobachtet. »Seid ihr wahnsinnig geworden?« Was er hier mit ansehen musste, übertraf seine schlimmsten Albträume. »Ach komm schon, Leo«, sagte Phoebe genervt, »was immer mit uns passiert, es ist großartig. Du kannst dir dieses Gefühl der Freiheit und der Macht gar nicht vorstellen!« »Phoebe, aus dir spricht das Böse! Du musst dagegen ankämpfen!« Statt einer Antwort blickte Phoebe nur ihre Schwester an. »Was hast du in ihm nur jemals gesehen?« Piper zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Er ist ein wirklich stocksteifer Spießer, was?« - 198 Ein breites Lächeln strahlte über Phoebes Gesicht. »Oh, ich habe noch eine tolle Idee. Darf ich?« Piper machte eine zustimmende Geste. »Nur zu.« Bevor Leo reagieren konnte, deutete Phoebe mit den Fingern auf ihn. »Denkt an die Macht der Drei!«, wollte er noch sagen, aber seine Stimme zerfloss, als ob jemand ein Tonband festhalten würde. Dann verformte sich sein Körper zu einem Besenstil, der in einem Eimer voller Erde feststeckte. »Stocksteif, wie gesagt«, kicherte Phoebe. Piper war begeistert und klopfte ihrer kleinen Schwester auf die Schulter. »Stell dir nur vor, was für einen Spaß wir all die Jahre verpasst haben«, sagte Phoebe. »Und das ist erst der Anfang!« Arm in Arm gingen die beiden Schwestern ins Wohnzimmer und ließen den Besenstiel achtlos zurück. »Man sieht sich, Leo«, kicherte Phoebe. - 199 5 DAS SCHWEINCHEN, DAS EINST Mr. Schulz gewesen war, schnupperte neugierig grunzend an der eingefrorenen Ms. Wilson herum. Phoebe hatte sich mit einem Beil aus der Küche bewaffnet und schlich auf das Ferkel zu. Sie hob das Beil und zögerte. »Ich weiß nicht«, sagte sie etwas unsicher zu Piper, »das ist deine Hochzeit. Solltest du nicht die Ehre haben, das Schwein zu schlachten?« Piper blickte auf das Tier, dann auf das Beil in Phoebes Hand. Auch sie schien sich ihrer Sache plötzlich nicht mehr so sicher zu sein. »Das wäre zu einfach«, erwiderte sie. »Ich möchte etwas Größeres anstellen!« »Ich bin dabei!« Phoebe zwinkerte ihrer Schwester verschwörerisch zu. Wir sind schon ein tolles Team, dachte Piper stolz, aber etwas fehlte noch. Natürlich! »Weißt du«, sagte sie nachdenklich zu Phoebe, »wenn dasselbe, was mit uns vor sich geht, auch mit Prue passiert & « »Dann könnte die Macht der Drei wirklich etwas Großartiges werden«, vollendete Phoebe den Satz. »Wir müssen sie finden.« Piper blickte sich um. Das Schweinchen schnüffelte immer noch fröhlich an der eingeeisten Ms. Wilson herum. »Aber zuerst müssen wir hier Ordnung schaffen.« Sie machte eine schwungvolle Handbewegung, und das Schweinchen begann wieder, sich zu verwandeln. Sein pummeliger Körper wurde in die Länge gezogen, das Gesicht wurde wieder menschlich.
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